Betriebsprüfung? Wirecard und die Bayerische Finanzverwaltung
Über die Wirecard - Pleite und die Verantwortlichkeit diverser Institutionen ist schon viel geschrieben worden. Die Deutsche Börse hat versagt, die Bafin hat weg geschaut und diverse Wirtschaftsprüfungsgesellschaften waren blind? So die Mär aus Journalisten- und Politikermund.
Ich blogge hier privat, bin aber so nebenbei Geschäftsführer einer kleinen GmbH. In dieser Eigenschaft musst du den Kunden ehren, die Mitarbeiter lieben, die Bank bei Laune halten und die diversen Betriebsprüfungen, insbesondere die des Finanzamtes, fürchten!
Dazu kommen noch die Sozialversicherungsprüfung, die Prüfung durch die Berufsgenossenschaft und als Höhepunkt die Außenwirtschaftsprüfung. Letztere macht zwar offiziell der Zoll, aber den Prüfern wird unter der Hand gerne eine Verbindung nach Pullach zum BND nachgesagt.
Gut, zurück zum Finanzamt: Große Kapitalgesellschaften, und als eine solche kann man einen DAX Konzern wohl bezeichnen, unterliegen eigentlich einer permanenten Betriebsprüfung. Zitat eines Wirtschaftsprüfers:
Quelle: Hans Peter Seis, Wirtschaftsprüfer.
Siehe https://docplayer.org/9857445-Erfahrungen-mit-der-gross-und-konzernbetriebspruefung.html
Quelle: Oberster Bayerischer Rechnungshof
https://www.orh.bayern.de/berichte/jahresberichte/archiv/jahresberichte-2013/steuern/131-tnr-19-betriebspruefung-staerken.html
Das heißt: Auch bei Wirecard müssen über Jahre mehrer Beamte der Konzernprüfungsstelle der Bayerischen Finanzverwaltung kontinuierlich gearbeitet haben.
Oberster Dienstherr der Beamten, und damit verantwortlich, war von 2011 bis 2018 Markus Söder, seitdem ist dies sein ehemaliger Staatssekretär im Finanzministerium Albert Füracker.
In der Bayerischen Verwaltung gibt es ein streng geregeltes Berichtswesen. Bei Verdachtsfällen solcher Dimension muss zumindest der Staatssekretär informiert gewesen sein. Wenn Karl Theodor zu Guttenberg gar involviert war, dann wird man das auch unverzüglich dem großen Söder zugetragen haben.
Große Schlussfrage: Warum hat da noch keiner nachgefragt?
Wahrscheinliche Antwort: Die Opposition, vor allem die im eigenen Lager, will sich noch etwas Munition für die Kandidatenkür oder den Wahlkampf aufheben.
Ach so, eine Außenwirtschaftsprüfung hat es im Fall Wirecard sicher auch gegeben, aber dafür wären dann Wolfgang Schäuble und Olaf Scholz verantwortlich. Ich weiß nicht ob Herr Schäuble den Markus Söder leiden kann, und Scholz, na der will ja auch Bundeskanzler werden.
Nachtrag zum Thema am 21.12.2020:
Ich hatte in der Sache eine e-mail an Klaus Ott von der SZ geschrieben. Es kam folgende Antwort (die ich so nicht erwartet hätte):
Der Capital Artikel ist durchaus interessant.
Ich blogge hier privat, bin aber so nebenbei Geschäftsführer einer kleinen GmbH. In dieser Eigenschaft musst du den Kunden ehren, die Mitarbeiter lieben, die Bank bei Laune halten und die diversen Betriebsprüfungen, insbesondere die des Finanzamtes, fürchten!
Dazu kommen noch die Sozialversicherungsprüfung, die Prüfung durch die Berufsgenossenschaft und als Höhepunkt die Außenwirtschaftsprüfung. Letztere macht zwar offiziell der Zoll, aber den Prüfern wird unter der Hand gerne eine Verbindung nach Pullach zum BND nachgesagt.
Gut, zurück zum Finanzamt: Große Kapitalgesellschaften, und als eine solche kann man einen DAX Konzern wohl bezeichnen, unterliegen eigentlich einer permanenten Betriebsprüfung. Zitat eines Wirtschaftsprüfers:
*Der/ die Betriebsprüfer (1 bis ca 7 Personen) meldet sich zu Beginn der Prüfung bei der Geschäftsführung/ Steuerabteilung.
*Das Bp-Team bekommt eigene Räume zugewiesen. Dort arbeiten die Prüfer bis zum Ende der Prüfung (2-3 Jahre)
*Wenn eine Anschlussprüfung erfolgt (bei kapitalmarkt-orientierten Unternehmen die Regel), bleibt das Bp-Teamund setzt seine Arbeit mit der Prüfung des nächsten Bp-Zeitraums fort.
*Im Ergebnis verlassen die Prüfer das Unternehmen nie.
Quelle: Hans Peter Seis, Wirtschaftsprüfer.
Siehe https://docplayer.org/9857445-Erfahrungen-mit-der-gross-und-konzernbetriebspruefung.html
Im Großraum München wurden 2010 die bisherigen Betriebsprüfungsstellen der Finanzämter München I bis V und die Konzernbetriebsprüfungsstelle zu einer einzigen Betriebsprüfungsstelle zusammengeführt. Diese hat nach dem Stand vom 01.01.2012 eine Personalstärke von 457 Prüfern.
Quelle: Oberster Bayerischer Rechnungshof
https://www.orh.bayern.de/berichte/jahresberichte/archiv/jahresberichte-2013/steuern/131-tnr-19-betriebspruefung-staerken.html
Das heißt: Auch bei Wirecard müssen über Jahre mehrer Beamte der Konzernprüfungsstelle der Bayerischen Finanzverwaltung kontinuierlich gearbeitet haben.
Oberster Dienstherr der Beamten, und damit verantwortlich, war von 2011 bis 2018 Markus Söder, seitdem ist dies sein ehemaliger Staatssekretär im Finanzministerium Albert Füracker.
In der Bayerischen Verwaltung gibt es ein streng geregeltes Berichtswesen. Bei Verdachtsfällen solcher Dimension muss zumindest der Staatssekretär informiert gewesen sein. Wenn Karl Theodor zu Guttenberg gar involviert war, dann wird man das auch unverzüglich dem großen Söder zugetragen haben.
Große Schlussfrage: Warum hat da noch keiner nachgefragt?
Wahrscheinliche Antwort: Die Opposition, vor allem die im eigenen Lager, will sich noch etwas Munition für die Kandidatenkür oder den Wahlkampf aufheben.
Ach so, eine Außenwirtschaftsprüfung hat es im Fall Wirecard sicher auch gegeben, aber dafür wären dann Wolfgang Schäuble und Olaf Scholz verantwortlich. Ich weiß nicht ob Herr Schäuble den Markus Söder leiden kann, und Scholz, na der will ja auch Bundeskanzler werden.
Nachtrag zum Thema am 21.12.2020:
Ich hatte in der Sache eine e-mail an Klaus Ott von der SZ geschrieben. Es kam folgende Antwort (die ich so nicht erwartet hätte):
herzlichen Dank für Ihre Hinweise auf die Betriebsprüfungen. In der Tat ist da einiges aufgefallen, wie Kollegen herausgefunden haben:
https://www.capital.de/allgemein/wie-steuerpruefer-wirecard-auf-die-spur-kamen/3
Wir hatten bislang noch keine Möglichkeit, dem gezielt nachzugehen, wollen das aber nachholen. Es gibt so viele Spuren, denen sich bei Wirecard nachzugehen lohnt, dass wir kaum hinterher kommen.
Der Capital Artikel ist durchaus interessant.
Kommentare
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